Handels- und Industrieverein des Kantons Bern: Wer kennt ihn schon nicht? «Dr Chiuchemaa» steht seit 90 Jahren für Expertise in Licht, Bild und Ton. Im neusten Mitglieder-Porträt äussert sich CEO Mathias Brand über die Transformation von Kilchenmann AG und welche Werte auch heute noch hoch gelebt werden.
Nicht: «Die Kilchenmann AG». Auch nicht: «Unser Geschäft». Sondern: «Dr Chiuchemaa». So tönt es, wenn Mathias Brand über das Unternehmen mit rund 300 Mitarbeitenden spricht, dessen CEO und Mitbesitzer er seit 2020 ist. Ob im Bundeshaus, bei Roche und Novartis in Basel, für nahezu sämtliche Schweizer Hochschulen oder das Swiss Economic Forum SEF: «Es gibt fast kein grosses Schweizer Unternehmen, das nicht in irgendeiner Form auf Technik vom ‘Chiuchemaa’» in Kehrsatz setzt», erklärt Mathias Brand. Dabei tritt das Unternehmen mitnichten ausschliesslich für Grosskunden in Aktion: «Wir leben von einer Vielzahl an Auftraggebern – rund 4000 an der Zahl – für die wir mehrere tausend Projekte jährlich abwickeln dürfen. Und jede dieser Aufgaben gehen wir mit der gleichen Professionalität und Leidenschaft an.»
Gegründet mit passionierter Neugier
Die Transformation der Kilchenmann AG ist in der Schweiz beispiellos: Schliesslich wurde die heutige Marktführerin für innovative Medien- und Kommunikationslösungen vom namensgebenden Hans Kilchenmann 1933 als Radio- und Schallplattengeschäft gegründet. In den 70er-Jahren war die Kilchenmann AG die erste Adresse für Fernsehgeräte und versorgte mit ihren Kabelnetzen zahlreiche Berner Gemeinden. 2023 verfügt das Unternehmen über sieben Standorte – neben dem Hauptsitz Bern sind dies Basel, Lausanne, St. Gallen, Zürich und Eschbach (Süddeutschland).
Leidenschaft, Neugier und die stetige Bereitschaft zur Veränderung: Diese Attribute zeichnen das Unternehmen sowohl zu Gründerzeit als auch im Heute aus, wie Mathias Brand ausführt: «Hans Kilchenmann ist über sein Hobby Telekommunikation in die Radiowelt gestartet. Er hat sich aus persönlichem Interesse mit der Frage auseinandergesetzt, wie man Radiosignale weiterverarbeiten kann. Dieser Wissensdurst und die Freude der Sache waren der Nährboden für alles Weitere.» Sohn Klaus wiederum wollte später das Hobby des Vaters professionell erlernen und absolvierte ein Ingenieursstudium an der ETH. Dort kam er früh mit internationalen Playern in Kontakt und etablierte in zweiter Generation das Broadcasting-Angebot im Unternehmen.
Altes loslassen und Neues etablieren
Die Menschen hinter der Kilchenmann AG verstanden es stets, Chancen zu packen – hatten aber auch immer wieder schwierige Entscheide zu fällen. So war eine familieninterne Übergabe an die dritte Generation nicht möglich, weshalb ab 2000 Herbert Wenger und ab 2011 Ueli Jost als Geschäftsleiter zum Zug kamen. Sie hoben das Unternehmen mit der gleichen Passion wie zur Gründerzeit auf das nächste Level und stellten zukunftsweisend den B2B-Bereich in den Fokus. Allerdings musste die Kilchenmann AG 2017 schweren Herzens die Privatkundensparte aufgeben. Der Bereich hatte in den letzten Jahren ausschliesslich Verluste geschrieben und so war der Schritt unumgänglich, um dem Unternehmen den Weg für ein erfolgreiches Weiterkommen zu ebnen. Mathias Brand sagt dazu im Rückblick: «Diese Bereitschaft zur Veränderung gehört dazu, nur so ist es möglich, stets am Ball zu bleiben und der Zeit voraus zu sein.»
Der stetige Wandel begleitet auch die aktuelle Führungscrew: Mathias Brand trat seine Stelle 2020 mitten in der Pandemie an. In dieser Zeit fielen aufgrund der Corona-Restriktionen bekanntlich die alle Events weg, dafür verlagerten Unternehmen ihre Aktivitäten zuhauf in den virtuellen Raum – professionelle Ausstattung und Expertise waren plötzlich sehr gefragt. «Es ist nicht damit getan, einen Monitor und eine Kamera hinzustellen: Damit eine Videokonferenz perfekt läuft, braucht es sowohl die richtige Technik als auch das passende Know-how.» Und dies beinhaltet auch neue Dienste wie Kilchenmann-as-a-Service oder Cybersicherheit, welche das Unternehmen mit einem eigenen IT-Team vorantreibt: «Durch die Pandemie wurde das Bewusstsein dafür geschärft, dass sich online nicht nur gut gesinnte Menschen tummeln. Für uns lautete die zentrale Frage also: Wie schaffen wir es, die IT-Lösungen und -Netzwerke unserer Kunden so zu bauen, dass garantiert niemand mithören oder Daten entwenden kann? Aus diesem Bedürfnis heraus entwickelten wir neue Dienste und sind damit schweizweit führend.»
Dank Zuverlässigkeit Vertrauen schaffen
So ist es auch kein Zufall, dass beispielsweise der Bund immer wieder auf die Kilchenmann AG setzt. «Wir fühlen uns sehr geehrt, dass wir mit dem Betrieb des Medienzentrums betraut sind oder während der Pandemie die ausserordentlichen Sessionen auf dem BERNEXPO-Gelände durchführen konnten.» Dieses Vertrauen hat sich die Kilchenmann AG hart erarbeitet: «Wir stehen für eine hohe Zuverlässigkeit, obwohl unsere Mitarbeitenden an Events meistens im Hintergrund wirken. Und das ist gut so, denn wenn wir zu sehen sind, heisst das meistens, dass etwas schiefgelaufen ist.» Das ist aber sehr selten: «Eine von uns bediente Mikrofonanlage funktioniert zu 99 Prozent einwandfrei.» Trotzdem braucht, wer für die Kilchenmann AG tätig ist, gute Nerven und ein grosses Mass an Flexibilität: «Es ist wichtig, auf den Punkt zu funktionieren», unterstreicht Mathias Brand. «Lange Systemausfälle werden nicht toleriert, denn der Kunde verliert damit laufend Geld.»
Entsprechend ist es matchentscheidend, dass das Unternehmen eine gute Fehlerkultur an den Tag legt. Und genau diese war es denn auch, welche Mathias Brand dazu gebracht hat, bei der Kilchenmann AG anzuheuern. «In über 25 Jahren im Infrastrukturgeschäft habe ich verschiedene Projekte mit der Kilchenmann AG realisiert. Wenn ausnahmsweise etwas nicht so gut gelaufen ist, hat mich die Firma mit ihrem Umgang mit Herausforderungen tief beeindruckt. Der CEO war immer sofort zur Stelle und es galt das uneingeschränkte Bestreben, das Problem schnellstmöglich und zur vollen Zufriedenheit des Kunden zu lösen. Dieses hoch professionelle Auftreten war ausschlaggebend dafür, dass ich meine angestammte Branche verlassen und in der Folge eine gleichermassen hemdsärmelige wie digitale Welt kennengelernt habe.»
Den Wandel aktiv leben
Die technische Entwicklung, welche die Kilchenmann AG verfolgt, ist rasant. Umso wichtiger ist es, dass alle Mitarbeitenden Teil dieser Transformation sind. Dieser Prozess sei ein riesiger «Hosenlupf», meint Mathias Brand. «Wer will sich verändern und wer will beim Bestehenden bleiben? Das gilt es laufend herauszufinden und mit den Bedürfnissen des Marktes abzugleichen.» Hier kommt dem Unternehmen erneut zugute, dass der Wandel seit der Unternehmensgründung ein aktiver Teil ist. «Die Neugier und das Herzblut von Hans Kilchenmann sind für uns auch heute noch zentrale Werte, welche von den Mitarbeitenden gelebt werden.» Diese sind teilweise bereits seit Jahrzenten im Unternehmen beschäftigt: «Wir haben zahlreiche Angestellte, die ihr 30- oder 35-Jahre-Jubiläum bei uns feiern – das macht uns extrem stolz. Gleichzeitig haben wir viele junge Nachwuchskräfte und verfügen damit über einen tollen Mix.» Diese Treue ist gemäss Mathias Brand mit der ursprünglichen Positionierung im Detailhandel und einer damit einher gehenden grossen Loyalität zu erklären: «Man kommt zu uns, weil wir in unserer Sparte die Nummer 1 sind und Kontinuität sowie die besten Projekte der Schweiz bieten.» Gleichzeitig ist das Unternehmen in Bern stark verankert: Sei es durch die Mitgliedschaft bei der HIV-Sektion Bern oder als Technikpartner des BSC YB, des SC Bern und des Kultur Casino Bern.
Von Wabern und Kehrsatz in die ganze Schweiz und mittlerweile auch ins nahe Ausland – diese Transformation wird 2023 gebührend gefeiert: Heuer ist es genau 90 Jahre her, dass Hans Kilchenmann den Grundstein für die Erfolgsgeschichte der Kilchenmann AG gelegt hat. Geplant sind ein grosser Teamanlass sowie mehrere Kundenevents, welche sich an die Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger in den jeweiligen Regionen richten. Die Kilchenmann AG will damit durchaus für etwas mehr Visibilität des breiten Lösungsportfolios sorgen. Und trotzdem bleibt gewährleistet, dass «Dr Chiuchemaa» weiterhin mit Höchstleistungen hinter den Kulissen durchstarten kann.
Artikel im Handels- und Industrieverein des Kantons Bern
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